Ein Wildstaudenbeet anlegen: 30 heimische Pflanzen für Bienen, Schmetterlinge & Co.
Ein Wildstaudenbeet ist nicht nur der absolute Hingucker in jedem Garten, sondern auch ein wertvoller Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt. Möchtest du in deinem Garten oder auf deinem Balkon eine vielfältige Lebensinsel für Schmetterlinge, Wildbienen und Vögel schaffen? In diesem Artikel zeige ich dir, wie du auf wenigen Quadratmetern ein solches Beet anlegen kannst und stelle dir 30 einheimische Wildstauden vor, die sich für verschiedene Standorte eignen: sonnig, halbschattig und schattig. So kannst du ein buntes und artenreiches Beet gestalten.
Das erwartet dich in diesem Artikel
Hummeln lieben die Tauben-Skabiose – viel Nektar, lange Blütezeit, echte Bienenweide!
Warum einheimische Wildstauden?
Die Sonne scheint uns zum ersten Mal warm ins Gesicht, die kahlen Äste tragen plötzlich kleine zarte Knospen, die Vögel zwitschern wie verrückt und beim Spaziergang sehen wir die ersten Tulpen in Nachbars Garten. Das leise Kribbeln im Bauch wird immer stärker - bis es ganz drängend wird: Wir wollen auch unseren Garten blühen sehen!
Der nächste Schritt? Ab ins Gartencenter oder zum nächsten Gärtnerei!
Im Gartencenter lassen wir uns oft von unzählige "insektenfreundliche" Pflanzen mit bunten Etiketten locken. Das Problem: Leider oft mehr Schein als Sein. Viele dieser Pflanzen sind nämlich nicht einheimisch. Sie blühen zwar hübsch, bieten aber kaum Nahrung – oder sind für unsere Insekten schlichtweg unbrauchbar.
Aber es gibt auch die Wildstauden, also heimische Pflanzen. Sie sind ein wichtiger Teil unserer Ökosysteme. Sie haben sich über Jahrtausende zusammen mit unseren heimischen Insekten entwickelt – und genau deshalb sind sie für Wildbienen, Schmetterlinge und Co. lebenswichtig.
Ein glänzender Käfer erkundet neugierig die zarten Blüten des Kleinen Mädesüß.
Aber müssen wir dann nur einheimische Pflanzen in unseren Gärten haben? Natürlich nicht! Dein Garten ist deine Oase und muss zu dir passen. Du entscheidest was zu dir passt.
Aber, wenn du die Möglichkeit hast, mit wunderschönen heimischen Pflanzen deinen Garten zu gestalten, warum denn nicht? Ich zeige dir, wie!
Stieglitze lieben die Wilde Karde – ihre Samen sind im Winter eine wertvolle Futterquelle.
Die Basics: So legst du dein Wildstaudenbeet an
Ein Wildstaudenbeet lebt von Struktur, Vielfalt und Dynamik. Hier ein paar grundsätzliche Tipps zum Anlegen:
Standort analysieren
Bevor du loslegst, schau dir deinen Garten genau an: Wo scheint die Sonne? Wo ist es eher schattig? Ist der Boden trocken oder feucht? So kannst du entscheiden, ob du Pflanzen für sonnige, schattige oder halbschattige Standorte brauchst. Das ist einer der wichtigsten Schritte, denn nur so findest du die perfekten Pflanzen für dein Wildstaudenbeet. Auch im Garten gibt es oft unterschiedliche Lichtverhältnisse, deshalb mein Tipp: Schau dir jeden Winkel genau an.
Boden bestimmen und vorbereiten
Ich empfehle, Pflanzen auszuwählen, die genau zu deinem Boden passen, deshalb gilt immer: schau dir deinen Boden genau an, um zu wissen, ob es sich um leichten Boden (sandig, durchlässig), schweren Boden (lehmig, eher undurchlässig) oder mittelschweren Boden (normale Gartenerde) handelt. Außerdem ist es wichtig zu wissen, ob der Boden kalkhaltig oder sauer ist.
Es gibt Pflanzen, die magere Standorte lieben, und es gibt andere, die eher viele Nährstoffe brauchen, und wenn du deinen Pflanzen genau das gibst, was sie brauchen, werden sie glücklicher, zufriedener und resistenter sein, und das bedeutet natürlich auch weniger Arbeit für dich!
Je nachdem, welchen Boden du hast, kann es aber trotzdem notwendig sein, den Boden zu verbessern, indem du zum Beispiel Sand untermischst oder unkrautfreien Kompost einarbeitest.
Pflanzplan erstellen
Wenn wir wissen, welcher Bodentyp vorhanden ist und wie die Lichtverhältnisse aussehen, können wir planen! Eine gute Mischung aus Bodendeckern, Leit- und Begleitpflanzen sorgt für Dynamik. Achte auf unterschiedliche Blühzeiten, dann ist dein Beet das ganze Jahr über attraktiv und nahrhaft für Insekten.
Pflanzung im Garten
Am besten pflanzt du im Frühjahr oder Herbst. Zuerst entfernen wir die alte Grasnarbe und lockern den Boden. Und dann entfernen wir alle Wurzelunkräuter, die sich noch versteckt halten könnten. Pro Quadratmeter kannst du etwa 6–8 Stauden einplanen, je nachdem wie hoch und breit sie werden. Nach der Pflanzung gießt du sie gut an und am Anfang regelmäßig jäten.
Pflanzung auf dem Balkon
Wähle am besten große Töpfe oder Balkonkästen mit Abzugslöchern – so haben deine Wildstauden immer genug Platz und gedeihen prächtig! Fülle die Gefäße mit einem durchlässigen, eher mageren Substrat (z.B. Kräuter- oder Wildpflanzenerde, torffrei). Je nach Topfgröße kannst du 1-3 Stauden kombinieren - achte darauf, dass sie ähnliche Standortansprüche haben. Nach dem Einpflanzen gut wässern und in den ersten Wochen regelmäßig gießen. Düngen ist nicht nötig - Wildstauden mögen’s lieber schlicht.
Wildstauden machen unsere heimischen Insekten glücklich und schaffen einen echten Lebensraum für Tiere.
Sonnig, halbschattig oder schattig? Die richtigen Pflanzen für jeden Bereich
Damit dein Beet auch wirklich summt und flattert, und sich gesund und bunt entwickelt, ist es wichtig, standortgerecht zu pflanzen. Dafür stelle ich dir hier für jede Lichtverhältnisse zehn bewährte Wildstauden vor. Sie sind natürlich heimisch, robust und geliebt von Insekten. Sie bieten einen hohen ökologischen Nutzen als Nektar- und Pollenquellen für Bestäuber (Bienen, Hummeln, Schmetterlinge u.a.) und teils auch als Futterpflanzen für Raupen bestimmter Schmetterlinge. Für jede Art sind der deutsche Name, der botanische Name und einige Besonderheiten angegeben. Wichtig: Bevor du die Pflanzen kombinierst, informiere dich am besten darüber, welchen Boden sie bevorzugen – und achte darauf, dass dein Boden diesen Anforderungen entspricht.
Sonniger Standort
Diese Arten lieben es warm und trocken – ideal für Südlagen im Garten oder auf dem Balkon:
Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea): der Insektenmagnet schlechthin. Wird von unzähligen Wildbienen besucht.
Wilder Dost (Origanum vulgare): Nektarpflanze für Schmetterlinge, blüht bis in den Herbst.
Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria): filigrane Schönheit, geliebt von Schmetterlingen.
Wiesen-Salbei (Salvia pratensis): mit seinem violetten Flor ein Klassiker in der Bienenküche.
Färber-Hundskamille (Anthemis tinctoria): leuchtend gelb, duftend, pollenreich.
Aufrechter Ziest (Stachys recta): unscheinbar, aber unglaublich beliebt bei Hummeln.
Flachblatt-Mannstreu (Eryngium planum): distelartige Strukturpflanze, wertvoller Spätsommerblüher.
Gewöhnliche Ochsenzunge (Anchusa officinalis): leuchtend blau, tiefwurzelnd, bienenfreundlich.
Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia): für Wildbienen ein Fest.
Wilde Möhre (Daucus carota): toll für den Schwalbenschwanz, mit feinen Doldenblüten.
Für halbschattige Standorte
Perfekt für lichte Gehölzränder, Morgensonne oder durchlässigen Schatten:
Akelei (Aquilegia vulgaris): zart, verspielt, beliebt bei Hummeln.
Herzgespann (Leonurus cardiaca): lange Blüte, voller Insekten.
Schlangen-Knöterich (Bistorta officinalis): rosarote Blütenkerzen, Raupenfutterpflanze.
Sterndolde (Astrantia major): elegante Schattenstaude mit sternförmigen Blüten.
Heil-Ziest (Stachys officinalis): alte Heilpflanze mit modernem Nutzen für Bienen.
Wald-Witwenblume (Knautia dipsacifolia): Ein seltener Schatz für sonnige, halbschattige bis schattige Standorte.
Moschus-Malve (Malva moschata): duftend, lang blühend, wertvoll für spezialisierte Bienen.
Kleines Mädesüß (Filipendula vulgaris): filigrane, weiße Blütenwolken. Besonders Schwebfliegen, Käfer und kleine Wildbienen tummeln sich auf den süß duftenden Blüten.
Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris): lockerer Flor, zieht viele Schwebfliegen an.
Wiesenraute (Thalictrum aquilegifolium): fluffig und pollenreich.
Für schattige Standorte
Auch Schattenbeete können summen – man muss nur die richtigen Pflanzen wählen:
Lungenkraut (Pulmonaria officinalis): frühblühend, Bienen lieben es.
Gefleckte Taubnessel (Lamium maculatum): halbimmergrün und ein Hummel-Hit.
Nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium): zieht spezialisierte Glockenblumenbienen an.
Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus): besonders für Hummelköniginnen im Frühling wichtig.
Wald-Schlüsselblume (Primula elatior): duftet, hübsch und ökologisch wertvoll.
Bärlauch (Allium ursinum): Der Klassiker im Frühlingswald - mit seinen weißen Blüten ein wahrer Insektenmagnet ein wertvoller Lückenfüller im März/April. Und einfach lecker!
Wald-Erdbeere (Fragaria vesca): Die zarten weißen Blüten werden gerne von Wildbienen und Käfern besucht - die kleinen süßen Früchte sind eine wahre Delikatesse! Eine ideale bodendeckende Wildstaude für lichte bis schattige Standorte.
Brauner Storchschnabel (Geranium phaeum): trockenheitsresistent und bienenfreundlich.
Hohler Lerchensporn (Corydalis cava): Frühjahrsblüher mit viel Nektar.
Wald-Geißbart (Aruncus dioicus): groß, imposant, ökologisch wertvoll.
Wo bekomme ich Wildstauden?
Nicht alle Gärtnereien führen wirklich heimische Wildstauden – und schon gar nicht in ökologisch wertvoller Qualität. Am besten kaufst du bei spezialisierten Gärtnereien, die auf heimische Arten setzen, torffrei arbeiten und möglichst regional vermehren. Hier drei Adressen, die ich persönlich sehr empfehlen kann:
Mitte (Hessen): Gärtnerei Strickler – Pionierbetrieb mit großem Sortiment heimischer Wildstauden und über 30 Jahren Erfahrung im Naturgärten.
Süddeutschland (Bayern, Allgäu): StaudenSpatz – liebevoll geführte Gärtnerei mit Schwerpunkt auf heimischen Arten, sie produzieren alle ihre Pflanzen biologisch, gießen vor allem mit Regenwasser, verwenden nur organische Dünger, topfen in torffreie Erde. Ich war selbst als Praktikantin vor Ort und kann das nur bestätigen.
Berlin und Umgebung: Wildblüten Berlin – junge Gärtnerei mit Fokus auf Berliner Stadtnatur und heimische Wildstauden für urbane Gärten und Balkone.
Buchempfehlungen
Wenn du dich für die Materie interessierst und tiefer in sie einsteigen möchtest, habe ich zwei Bücher, die ich dir besonders ans Herz legen möchte.
„Tiere pflanzen“ von Ulrike Aufderheide - ein inspirierendes Buch, das zeigt, wie wir mit heimischen Pflanzen echten Lebensraum für Tiere schaffen können. Voller schöner Fotos, fundiert und mit konkreten Beispielen - nicht nur für Gärten, sondern auch für Balkone oder öffentliche Flächen.
„Schön wild!“ von Brigitte Kleinod & Friedhelm Strickler - ein praktischer Ratgeber für alle, die mit Wildstauden Strukturen und Lebensräume schaffen wollen. Tolle Beispiele für Beetkompositionen. Verständlich und voller Wissen aus jahrzehntelanger Naturgartenpraxis.
Noch ein Tipp
Natur zulassen 💚 Ein Wildstaudenbeet lebt nicht nur von der Bepflanzung - sondern auch von der Geduld. Viele Wildstauden brauchen länger, bis sie sich richtig zeigen. Einige versamen sich, andere brauchen ein bisschen Pflege. Lass abgeblühte Stängel ruhig bis zum Frühjahr stehen, denn dort überwintern Insekten. Und wenn sich ein paar Wildkräuter dazwischen mogeln, vielleicht sind es genau die, die du brauchst.
Viel Freude beim Pflanzen, Beobachten und Staunen!
Wenn du Unterstützung beim Planen oder Anlegen deines Wildstaudenbeets brauchst 🌿 melde dich gern bei mir.